ZEKIWA-Altstandort in Zeitz – ein weites Feld mit grüner Zukunft?

Veröffentlicht am 23. April 2022

Es sind 37.000 m² Brachfläche, die am Ufer der Weißen Elster zwischen Bahnhof und der historischen Altstadt von Zeitz liegen. Noch unaufgeräumt und vermüllt, doch ist der Altstandort ZEKIWA eine große Chance um gemeinsam Zukunft zu denken und zu gestalten: Wie wollen wir leben? Wo wollen wir uns erholen, in welchen Häusern wohnen und arbeiten?

Einst war das Traditionsunternehmen der ZEitzer KInderWAgenindustrie mit 2200 Beschäftigten und Ursprung weit in das vorletzte Jahrhundert hinein die größte Kinderwagenfabrik Europas, der Stolz der Stadt. Doch nach politischer Wende mit Wirtschafts- und Währungsunion folgten im Jahr 1991 die Einstellung der Produktion und der Abbruch der Werksanlagen. Die Produktionsstätte und Verkauf der ZEKIWA Kinderwagen sind mittlerweile nach Kretzschau umgezogen und das denkmalgeschützte Hauptgebäude wurde für das Zeitzer Stadtarchiv saniert. Doch noch immer liegt das ehemalige Verwaltungsgebäude – ebenfalls denkmalgeschützt – und eine große Freifläche brach. Teilweise schadstoffbelastet ist der Altstandort ZEKIWA über die letzten drei Jahrzehnte zu einem Schandfleck inmitten der Stadt geworden, den es zu beseitigen gilt.

Im Rahmen des Sachsen-Anhalt-Projektes Neues Europäisches Bauhaus wird die Revitalisierung der Brachfläche gemeinsam mit der SALEG Sachsen-Anhaltinische Landesentwicklungsgesellschaft mbH als ein Schlüsselprojekt und Entwicklungschance der Stadt Zeitz entwickelt. „Unser Credo: Wir gestalten Zukunft in Echtzeit!“ sagt Teamleiter Martin Stein von der SALEG. Dabei soll der  Strukturwandel in der Elsterstadt gemeinsam mit den BürgerInnen gestaltet und eine Basis für offene Gespräche, Austausch von Ideen und kooperativer Teilhabe geschaffen werden.

Erste Vorschläge für die Aufbereitung des Altstandortes ZEKIWA haben Studierende der Hochschule Anhalt aus den Fachbereichen Architektur und Design im Wintersemester 2021/22 entwickelt. Einfallsreiche Namen wie „Gartenstadt Elsteraue“, „Village Weiße Elster“ oder „Elstergrün“ deuten an, was in den einzelnen Entwürfen festgehalten ist: Sehenswerte Gestaltungs- und Planungsideen mit unterschiedlichen Ansätzen für gemeinsames sowie nachhaltiges Leben, Wohnen und Arbeiten. Eine Ausstellung der Entwürfe wurde von der Hochschule Anhalt im Zuge des Sachsen-Anhalt Projektes „Gemeinsam für ein neues Europäisches Bauhaus“ vom 28. März bis zum 01. April 2022 in Zeitz präsentiert.

Zunächst galt es für die international besetzte Studierendengruppe zu klären, was aus der Freifläche zwischen Weißer Elster und Innenstadt einmal werden soll und welche Erwartungen oder Wünsche die ZeitzerInnen haben. Das gleiche Ziel hatten zwei Werkstattgespräche, die eine Woche vor Ausstellung der Entwürfe stattfanden. Am 17. und 23. März 2022 diskutierte die Zeitzer Stadtgesellschaft über Perspektiven, Erwartungen und Möglichkeiten zur Regeneration der Brachfläche. Dabei trafen sich die BürgerInnen mit ExpertInnen aus Wirtschaft, Planung, Kultur und Verwaltung, um gemeinsame Ideen festzuhalten.

Es stellte sich heraus, dass der ZEKIWA Altstandort vielfältig und auch wertschöpfend gestaltet werden kann, sodass lebenswerte Begegnungsorte mit individuellen Wohn- und Gemeinschaftsräumen entstehen. Grundlage dafür ist eine ressourcenschonende und klimaneutrale Planung sowie die Zugänglichkeit, Nutzbarkeit und Teilhabemöglichkeiten für alle BürgerInnen. Aber auch Intelligente Systemen zur Energieversorgung und innovative, digitale Dienstleistungen sind wichtige Bestandteile bei dem gemeinsam entwickelten Plan. „Unsere heutige digitale Arbeits- und Kommunikationswelt öffnet Räume für Modelle, die Arbeit und Wohnen in Balance mit Kindern, Kultur und Gemeinschaft völlig neu zusammendenken.“, fasst Prof. Johannes Kister von der Hochschule Anhalt zusammen.

Die Zukunft des alten ZEKIWA-Standorts soll schon jetzt beginnen! Mit der Rettung des bedrohten Baudenkmals des ehemaligen Verwaltungsgebäudes durch Sicherung und anschließender Sanierung wäre bereits ein großes Ziel erreicht. Aber dabei soll es nicht bleiben: Die restliche Freifläche kann nach der Müllbeseitigung neu gestaltet und genutzt werden. Es werden nicht nur Immobilen für zukünftiges Wohnen und Arbeiten geschaffen – auch Orte der Begegnung für Spiel, Sport und Kunst, mit gut gestalteten sowie sicheren Fußgänger- und Fahrradwegen sollen hier entstehen. Bei dem Projekt im Rahmen des Sachsen-Anhalt-Projektes Neues Europäisches Bauhaus können sich die BürgerInnen der Stadt Zeitz ganz aktiv beteiligen, mitwirken und teilhaben. Den alten ZeKiWa-Standort in eine grüne Oase an der weißen Elster zu wandeln, die Möglichkeiten zur Erholung und für Gespräche über die Zukunft in Zeitz bietet, ist nicht nur eine große Chance für die Stadt Zeitz und ihre Menschen. Es ist auch eine Einladung, die hochaktuellen Prozesse des bevölkerungszentrierten Strukturwandels gemeinsam zu gestalten.